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Nur Erbsli und Rüebli? Die verkannten Verwandten unserer Kulturpflanzen


Von der in der Schweiz wild vorkommenden Pastinake (Pastinaca sativa; Foto: Françoise D. Alsaker) gibt es auch eine kultivierte Form, welche als Gemüse genutzt wird (Pastinaca sativa ssp. sativa var. sativa). Diese wurde aus der Wilden Pastinake gezüchtet. Deshalb ist die bei uns häufig spontan an Wegrändern wachsende Pastinake eine "Crop Wild Relative"-Art.

Was sind Crop Wild Relatives?

Die Abkürzung CWR kommt aus dem Englischen und steht für «crop wild relatives», es werden damit also die wilden Verwandten unserer Kulturpflanzen bezeichnet. Unter Kulturpflanzen wiederum, verstehen wir Arten, die entweder direkt zur menschlichen Ernährung beitragen, als Futterpflanzen für Nutztiere verwendet werden oder aber als Medizinal- oder Genusspflanzen verwendet werden. So zählen nicht nur Erbsli (Pisum sativum subsp. biflorum, die wilde Verwandte von Pisum sativum subsp. sativum) und Rüebli (Daucus carota, die wilde Verwandte von Daucus carota subsp. sativa)  zu den CWR-Arten, sondern auch die Gattung Baldrian (z.B. Valeriana officinalis und Valeriana pratensis) mit ihrer langen Geschichte als Medizinalpflanzen und diverse Trifolium-Arten als Verwandte der Futterkleearten.

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Weitere Beispiele von CWR-Arten sind in der Bildergalerie zu finden. Kennt Ihr die Arten und ihre Verwandten? (Zur Auflösung und weiteren Informationen zu den Arten zuerst das Bild und dann den Link in der Bildlegende anklicken )

 

Wieso sind CWR-Arten für uns besonders wichtig?

Der Mensch hat seit jeher wildwachsende Pflanzen genutzt; entweder um daraus Kulturpflanzen zu züchten oder aber um bestehende Kulturpflanzen zu verbessern. So wurden in der Vergangenheit Getreide, Tomaten oder Hülsenfrüchte mit Genen von wilden Verwandten «angereichert» um resistentere oder ertragreichere Sorten zu züchten. In einer Zeit, in der die Ernährungssicherheit immer öfter hinterfragt wird, Krankheiten und Resistenzen gegenüber Schutzmitteln zunehmen und die Biodiversität als Ganzes schwindet, haben die CWR eine neue Wichtigkeit erlangt. So wurden zum Beispiel kürzlich Resistenzgene der Straucherbse (Cajanus cajan) von der nach verwandten Wildart Cajanus platycarpus eingekreuzt. Diese Gene erlauben es dieser wichtigen Erbsenart sich besser gegen die Schädlichen Maiseule (Helicoverpa armigera) zu wehren.

 

Daucus carota, die wilde Verwandte von Daucus carota subsp. sativa (Foto: Christophe Bornand)

Was sind vorrangige CWR-Arten?

Info Flora hat gemeinsam mit dem Bundesamt für Landwirtschaft die CWR Arten der Schweiz erfasst und darauf aufbauend eine Liste von 285 vorrangigen Taxa ausgeschieden. Diese Arten wurden entweder aufgrund ihres Gefährdungsstatus' (gefährdete Arten der Roten Liste wie etwa der Steife Lauch, Allium lineare) oder aufgrund der sozioökonomischen Bedeutung ihrer kultivierten Verwandten (zum Beispiel der Flug-Hafer, Avena fauta) ausgewählt. Dieses Inventar erlaubt erstmals einen Übersicht zu gewinnen, wie es um den Schutzstatus und den Erhalt in der Natur der wichtigsten CWR-Arten steht.